Über COPD
Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (Chronic Obstructive Pulmonary Disease, COPD) ist durch eine chronische und dauerhafte Einschränkung des Atemstroms charakterisiert, die fortschreitend ist und die normale Atmung beeinträchtigt. COPD gehört weltweit zu den führenden, jedoch häufig nicht diagnostizierten Erkrankungen, die zu Morbidität und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Weltweit leiden schätzungsweise über 300 Millionen Menschen an COPD[1]; in den USA sind schätzungsweise 29 Millionen Erwachsene mit und ohne Diagnose daran erkrankt1. COPD ist in den USA die vierthäufigste Todesursache2 und weltweit die dritthäufigste Todesursache, was die Weltgesundheitsorganisation erst für 2030 prognostiziert hatte. Die jährliche Belastung des Gesundheitssystems durch COPD wird auf 50 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt[2]. In Europa sind es etwa 50 Milliarden Euro.3 In Großbritannien erhalten jedes Jahr 115.000 Menschen die Diagnose COPD – d. h. diese Diagnose wird alle 5 Minuten gestellt4. Selbst bei Menschen mit leichter oder mittelschwerer COPD ist die Arbeitsproduktivität geringer als bei Menschen ohne COPD, und bei COPD-Patienten mit hoher Symptomlast ist die Produktivität Berichten zufolge um etwa das 3-Fache reduziert.5
COPD ist ein Sammelbegriff zur Beschreibung unterschiedlicher Pathologien, die zu den Symptomen Kurzatmigkeit, Husten, Auswurf, Brustenge und Giemen beitragen. Eine Erkrankung der kleinen Atemwege bezieht sich auf die Verlegung der kleineren Atemwege tief in der Lunge. Eine chronische Bronchitis kann diagnostiziert werden, wenn der Patienten über längere Phasen beträchtlichen Auswurf produziert. Unter einem Emphysem versteht man den Verlust von Alveolargewebe und Lungenelastizität, was zu verstärkten Lufteinschlüssen („Air Trapping“) in der Lunge bzw. der Unfähigkeit, die Lunge beim Ausatmen vollständig zu entleeren, führt und beträchtliche Kurzatmigkeit zur Folge hat. Einige Asthmaformen bei Erwachsenen können sogar ebenfalls unter den Sammelbegriff COPD fallen.
Atemwegsobstruktion
Eine Atemwegsobstruktion (Verhinderung des normalen, freien Luftflusses durch die Atemwege in der Lunge) tritt auf, wenn die Atemwege sich krankheitsbedingt stärker als normal verengen. Die Atemwegsobstruktion wird durch eine beliebige Kombination von vier grundlegenden Mechanismen verursacht:
- 1. Kontraktionen des glatten Muskelgewebes führen zu einer Verengung der Atemwege (Bronchokonstriktion).
- 2. Übermäßige Schleimproduktion in den Atemwegen kann zu einer teilweisen oder sogar vollständigen Verlegung führen.
- 3. Verdickung der Atemwegswand infolge einer Entzündung oder Hypertrophie des glatten Muskelgewebes oder der Schleimdrüsen.
- 4. Ein Emphysem (Zerstörung des Lungengewebes selbst) kann zum Verlust der radialen Wandspannung der Atemwegswände mit anschließendem Kollaps der Atemwege führen.
Aktuelle Therapien
Die COPD-Behandlung besteht aus medikamentösen Therapien zur Linderung der Symptome des Patienten, Stabilisierung der Lungenfunktion und Reduzierung des Risikos einer COPD-Exazerbation (stärkere Symptome, die eine sofortige und zusätzliche ärztliche Behandlung erfordern). Tragende Säule der COPD-Behandlung ist eine Medikamentenklasse, die als „Anticholinergika“ bezeichnet wird. Diese Arzneimittel verhindern die Bindung von Acetylcholin an die M3-Rezeptoren auf der Atemwegsoberfläche. Das Gehirn gibt der Lunge das Signal, als Antwort auf die Reaktion der Lunge auf Toxine wie z. B. aus Tabakrauch oder durch Umweltverschmutzung Acetylcholin freizusetzen, was entlang der Nervenbahnen zwischen Lunge und Gehirn eine Endlosschleife an Signalen in Gang setzt. Acetylcholin stimuliert die Bronchokonstriktion der Atemwege und eine übermäßige Schleimproduktion, was Atembeschwerden und eine Verschlimmerung der Symptome von COPD-Patienten hervorruft. Anticholinergika können die Symptome lindern und die Atmung verbessern, indem sie die Aufnahme von Acetylcholin in der Lunge bei Menschen mit COPD verhindern.
Gründe für die Targeted Lung Denervation
Bei manchen COPD-Patienten führt die Dauerschleife von Nervensignalen und chronischer Atemwegsinfektion, Reflex-Bronchokonstriktion und bakteriellen und viralen Giftstoffen zu einem Zustand erhöhter neuronaler Sensitivität, die als bronchiale Hyperreaktivität bezeichnet wird. Das kann man sich so vorstellen, dass das Lungensystem permanent in „höchster Alarmstufe“ ist, was zu einer überschießenden Reaktion auf Reize wie Luftverschmutzung, Allergene oder Passivrauchen führt. So kommt es zu einer Flutung mit Acetylcholin, das die Bronchokonstriktion der Atemwege und eine übermäßige Schleimproduktion stimuliert. Diese Patienten erleiden daher unter Umständen häufig Exazerbationen, denen mit ihren COPD-Medikamenten nicht ausreichend vorgebeugt werden kann.
Ziel der TLD ist die Unterbrechung der in die Lunge führenden Nervenbahnen, um die Freisetzung von Acetylcholin zu drosseln. Acetylcholin als Angriffspunkt ist daher mechanistisch mit der therapeutischen Strategie von Anticholinergika vergleichbar; nur die TLD erreicht ihr Ziel mit einem einmaligen bronchoskopischen Verfahren, während die Medikamente täglich inhaliert werden müssen. Die Denervierung der Lunge unterbricht die Signalwege der Nerven zur und von der Lunge, was die Acetylcholin-Freisetzung drosselt. Dadurch kann das glatte Muskelgewebe entspannen und die Schleimproduktion geht zurück. Das Konzept besteht somit darin, das Lungensystem aus einem Zustand „höchster Alarmbereitschaft“ (Hyperreaktivität), der mit stärkeren Exazerbationen und größerer Symptomlast verbunden ist, in einen Zustand „niedriger Alarmbereitschaft“ (verringerte Hyperreaktivität) zu bringen, um die Symptomtoleranz zu verbessern, die Symptomlast zu senken und somit COPD-Exazerbationen abzumildern.
Bei der Suche nach weiteren Informationen zu COPD können die folgenden Websites nützlich sein:
Einen Überblick über den TLD-Wirkmechanismus finden Sie hier:
Informationen über COPD
Wenn Sie mehr Informationen über COPD wünschen, sind die folgenden Websites möglicherweise hilfreich:
Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD)
European Respiratory Society (ERS)
European Lung Foundation
American Lung Association
National Heart Lung and Blood Institute
Um mehr über aktuelle Behandlungsoptionen für COPD zu erfahren, fragen Sie bitte Ihren Arzt.
[1] Riley, C. und Sciurba, F. Diagnosis and Outpatient Management of COPD: A Review, JAMA 2019
[2] Kochanek, K.D. Mortality in the United States, 2016. Briefing zu NCHS-Daten 2017
[3] European Respiratory Society, European Lung White Book 2013
[4] https://statistics.blf.org.uk/copd (British Lung Foundation, Daten für 2012)
[5] De Sousa Sena. Work productivity loss in mild to moderate COPD: lessons learned from the CanCOLD study, ERJ 2017